Diese Seite ist in Form einer Timeline aufgebaut. Das bedeutet, das Neuste steht an erster Stelle.
Die Ateliergemeinschaft der Glogauer 6 ist Ende Mai 2020 ausgezogen.
Die Künstler*innen machen weiter, aber verteilt auf unterschiedliche Orte in der Stadt. Das Atelier steht derweil leer. Vom vorgeblichen Nachmieter ist nichts zu sehen - die Anzeige zur Neuvermietung ist noch immer geschaltet. (Anmerkung: Anzeige zuletzt abgerufen am 13.07.2020.)
Zusammen mit Laura, einer der ehemaligen Mieter*innen, haben wir vor kurzem eine Kiezrose gepflanzt. Als Erinnerung an die Ateliergemeinschaft und auch als Zeichen dafür, dass es sich lohnt zu kämpfen. Auch wenn es nicht immer gelingt, gewachsene Strukturen zu erhalten, so bleibt doch die Gewissheit, gemeinsam und trotz Covid19-Pandemie und Shutdown viel getan zu haben, um unsere Nachbar*innen zu behalten - und neue solidarische Bande zu knüpfen.
Mitte Mai 2020
Kuthe lehnt erneut die Bitte der Ateliergemeinschaft ab ein neues Mietangebot zu unterbreiten. Die Mietfläche sei schon anderweitig vermietet teilt die Firma Kuthe den Künstler*innen mit.
Zu diesem Zeitpunkt werden die Räume bei Immobilienscout für einen Mietpreis von 25,00 €/qm kalt angeboten.
Die Anzeige ist seit dem 02.04.2020 online. Stand 10.07.2020 kann die Gewerbefläche wohl immer noch angemietet werden, da die Anzeige ist nach wie vor aktiv ist.
Auszug aus der Objektbeschreibung:
Das ehemalige Fabrikgebäude, in dem sich die Fläche befindet, wurde im Laufe der Jahre behutsam modernisiert und fand Zuspruch bei unterschiedlichen Branchen und Nutzergruppen, die hier heute Teil einer vielfältigen Mieterstruktur sind und eine ihren Bedürfnissen entsprechende Nutzung realisieren konnten.
Sehr schade, dass die Nutzergruppe freischaffende Künstler*innen inzwischen erfolgreich von der Firma Kuthe aus der Glogauer Straße 6 verdrängt wurden. Für diesen Vermieter scheint leider nur die zu erzielende Miethöhe wichtig zu sein.
Unser Schreiben vom 15.05.2020 an die Stifter*innen der Carl Bechstein Stiftung
Auf der Webseite der Stiftung ist zu lesen: "Die Carl Bechstein Stiftung wurde von der Kuthe GmbH (vertreten durch Stefan Freymuth), den privaten Stiftern Berenice Küpper und Karl Schulze sowie der C. Bechstein Pianofortefabrik AG Ende 2012 gegründet. Seit Februar 2013 ist sie als gemeinnützig anerkannt."
Betreff: Verdrängung der Ateliergemeinschaft Glogauer Straße 6 durch die Kuthe GmbH
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wenden uns heute an Sie als Stifter_innen wie als Künstler_innen in der Hoffnung, Ihre Aufmerksamkeit und Solidarität für die verdrängungsbedrohte Berliner Szene der freien Künstler_innen und Kreativen zu stärken.
Unser ganz konkreter Anlass ist die Mietkündigung, die die Kuthe GmbH einer der letzten Ateliergemeinschaften in unserem Kreuzberger Kiez aussprach. Die Kündigung aus rein finanziellen Erwägungen seitens des Vermieters wird den dort arbeitenden Künstler_innen ihre Existenzgrundlage und ihr Arbeits- und Lebensumfeld nehmen. Die Ateliergemeinschaft Glogauer Strasse 6 in Kreuzberg ist eine Gruppe von Künstler_innen und Designer_innen, die mit Performance, experimentellen Dokumentarfilmen und Video arbeiten sowie forschen und publizieren.
Wir verstehen, dass das besondere Förderinteresse der Bechstein Stiftung dem Klavierspiel gilt. Sie verweisen auf Ihrer Website darauf, wie wichtig dies ist, um Werte auszubilden, die Kreativität zu stärken, die soziale Kompetenz zu verbessern. Und: Musik macht glücklich. Ja, das bestätigen wir sofort. Und wir möchten ergänzen: Künstlerischer, kreativer Ausdruck in jeder Form, in jeder Farbe, in jedem Klang - in jedem Sinn und in jeder Materialität - kann die Menschen glücklich machen. Diejenigen, die ihn selbst hervorbringen, wie auch diejenigen, die ihn annehmen und in sich wirken lassen.
Sie verweisen auf Werte und Traditionen, an denen Sie mit Ihrer Stiftungstätigkeit ansetzen. Auch Clemens von Wedemeyer, Joa Herrenknecht, Laura Horelli, Heba Y. Amin und Raphael Grisey führen Werte und Traditionen fort. Das Haus in der Glogauer Str. 6 hat eine über 40-jährige Ateliergeschichte und war lange ein wichtiger Ort für Künstler_innen und Handwerker_innen, an dem über die Zeit vielfältige Kooperationen, Freundschaften und Zusammenarbeit entstanden. Dieser Ort hat in den letzten Jahren nach Sanierungsmaßnahmen und deutlichen Mieterhöhungen jedoch bereits die meisten seiner Mieter_innen verloren. Zuletzt ist nun die Ateliergemeinschaft durch die Kündigung bedroht.
Wie sehr diese Künstler_innen in unserer Nachbarschaft verwurzelt sind und geschätzt werden, zeigt die immense Unterstützung und Solidarität, die sie erfahren. Deren eindrückliche Belege können Sie dem Anhang entnehmen. Sie sind Teil einer gewachsenen Kreuzberger und auch Berliner Struktur, der viel beschworenen Berliner Mischung, die die Stadt so besonders und lebenswert macht.
Dieses Besondere und Lebenswerte Berlins muss sich, das spüren wir alle nur zu sehr, nun aber einer kommerziellen Verwertung erwehren, die massiv in unsere Lebens- und Arbeitsrealitäten eingreift. Die damit verbundene Erwartung, dass Einrichtungen, die Kunst und Kultur darbieten und Kreativität mit Angeboten verbinden, die den Lebensunterhalt ermöglichen, nun mit kommerziellen Unternehmungen mithalten können, wenn es um finanzielle Profitabilität geht, ist schlicht überfordernd und ein falsches Signal.
Alle diese Einrichtungen geben uns Menschen, gerade auch in Zeiten wie diesen, etwas, das nicht in Geld aufzuwiegen ist - und ja auch kaum in Geld aufgewogen wird. Zumeist gelten Kunst und Kultur maximal „als Kostenfaktor und [werden] nicht als Nutzen oder Selbstwert angesehen“, wie Sie auf Ihrer Website als einen zentralen Stiftungsimpuls benennen.
Gleichzeitig wiegen Sponsoring und Mäzenatentum für Kunst und Kultur, wie es nicht nur im Bereich der Immobilienbranche üblich ist, diese Fehlentwicklungen in keiner Weise auf. So entstehen massive Schieflagen und Konkurrenzen zwischen und unter wenigen geförderten Kulturbereichen und Künstler_innen einerseits und der Breite der kreativ-künstlerisch tätigen Menschen dieser Stadt andererseits.
Als Stiftung können Sie, das ist uns klar, nicht an allen Schieflagen dieser Stadt ansetzen. Wir freuen uns daher umso mehr, wenn Sie dennoch nicht nur prinzipiell, sondern auch ganz konkret im Fall der Ateliergemeinschaft Glogauer Str. 6 Ihre Möglichkeiten prüfen, Ihren Stiftungszweck und Ihre Philosophie in ihrer ganzheitlichen Relevanz für die kulturell, künstlerisch und kreativ tätigen Menschen und Einrichtungen dieser Stadt zu verstehen und darauf hinzuwirken, das Engagement Ihrer Mitglieder ebenso ganzheitlich und konsequent daran auszurichten.
Bitte reden Sie mit Ihren Kolleg_innen, Ko-Stifter_innen und Künstler_innen in Ihrem Umfeld über Fälle wie das uns am Herzen liegende Atelier.
Und zeigen Sie sich ganz konkret solidarisch mit den Künstler_innen der Ateliergemeinschaft - wie es viele Politiker_innen der Stadt, darunter Kultursenator Klaus Lederer, Kulturstadträtin Clara Herrmann, die Bundestagsabgeordneten Canan Bayram und Cansel Kiziltepe, der Vorsitzende im Ausschuss für Kultur und Bildung Werner Heck, das Mitglied im Abgeordnetenhaus Gaby Gottwald, sowie die über 700 Nachbar_innen tun, die das Atelier sowohl online als auch offline mit ihren Unterschriften unterstützen.
Bitte tragen Sie unser Anliegen an Ihren Stiftungsmitgründer und stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstands der Carl Bechstein Stiftung, Stefan Freymuth, heran.
Als Geschäftsführer der Kuthe GmbH ist Stefan Freymuth Eigentümer der Glogauer Strasse 6. Trotz aller an ihn gerichteten Erwartungen aus der Stadtgesellschaft und zudem in diesen existenziellen Zeiten einer Pandemie hält er die Kündigung zum 31.05.2020 gegenüber der Ateliergemeinschaft aufrecht und entzieht sich dem Dialog.
Das bedauern wir außerordentlich - für die betroffene Ateliergemeinschaft wie auch für uns: Die Kündigung gefährdet nicht allein die Existenzen und die Arbeit der Künstler_innen. Sie ist ein weiterer Schritt in eine zunehmend kunst-, kultur- und kreativitätsbeschnittene Stadt Berlin und reißt einmal mehr eine gewachsene Nachbarschaft auseinander.
Wir bitten Sie daher nachdrücklich, sich mit den betroffenen Künstler_innen zu solidarisieren und - da die Zeit drängt - baldmöglichst das Gespräch mit Herrn Freymuth zu suchen.
Mit herzlichem Dank und freundlichen Grüßen
die GloReiche Nachbarschaft
Die Reaktion des selbsternannten Berliner Familienunternehmens bisher: Keine Antwort.
Weder gewählte Volksvertreter*innen oder Amtsträger auf Bezirks- und Landesebene noch Journalist*innen haben bislang eine Antwort erhalten. Auch auf unsere beiden Schreiben hat Kuthe und deren Geschäftsführer und Gesellschafter Stefan Freymuth nicht reagiert.
Unterstützt die Künstler*innen und schreibt an dieses selbsternannte Berliner Familienunternehmen:
Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs-GmbH
Brunsbütteler Damm 120-130, 13581 Berlin,
E-Mail: kontakt@kuthe.de
Kreuzberger Karussell
(TAZ 07.05.2020)
Mietsteigerungen setzen vielen Künstler*innen zu, auch in der Coronakrise. Die Kuthe Immobilien GmbH kündigt als Vermieter einer Ateliergemeinschaft in der Glogauer Straße.
(...)
Die Kuthe GmbH reagierte auf Anfragen der taz nicht. Pikant ist, dass einer der Gesellschafter Stefan Freymuth ist, mit der stattlichen Einlage von 6 Millionen Euro sogar. Freymuth ist auch Mehrheitsaktionär beim traditionsreichen Pianohersteller Bechstein. Und über die Arnold Kuthe Gastronomieservice GmbH betreibt er zudem das Wintergarten Varieté. Jemand, der selbst Kunst produzieren lässt und künstlerische Betätigung fördert – über die Bechstein Stiftung versorgte Freymuth etwa 200 Grund- und Gesamtschulen im ganzen Land kostenlos mit Klavieren – setzt in seiner Rolle als Immobilienbesitzer andere Künstler schnöde auf die Straße.
Miete essen Kiezleben auf
(Neues Deutschland 30.04.2020)
»In den letzten Jahren hat sich die Marktsituation in unserer Stadt im positiven Sinne dynamisch entwickelt. Diese Entwicklung blieb nicht ohne Einfluss auf den Mietmarkt für Gewerbeflächen, insbesondere auch in Kreuzberg.« So leitete das Traditionsunternehmen Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs-GmbH das Schreiben ein, das im August letzten Jahres im Briefkasten lag. 15,50 statt bisher 9 Euro sollten die Künstler*innen ab Juni 2020 pro Quadratmeter zahlen.
Auf eine Anfrage von »nd« reagierte das Unternehmen nicht. Die meisten Räume des Kreuzberger Gewerbehofs werden inzwischen an Start-ups aus dem IT-Bereich oder Architekturbüros vermietet, wie aus einem Immobilieninserat im Internet hervorgeht. Dort wird die 220 Quadratmeter große Atelierfläche für 5500 Euro monatlich zur Miete angeboten - noch einmal 1000 Euro mehr, als die Künstler*innen hätten zahlen sollen.
Soli Video der Ateliergemeinschaft Glogauer 6 für Kisch&Co.
Auch die Buchhandlung in der Oranienstraße 25 ist (wieder) von Verdrängung bedroht. Nach 23 Jahren im Kiez wurde der Mietvertrag nicht verlängert.
Die neue Eigentümerin ein Immobilienfonds mit Namen "Victoria Immo Properties V S.a.r.l", deren wirtschaftliche Verfügungsberechtigte wahrscheinlich die Erb*innen des Tetra Pak Gründers Ruben Rausing sind, möchte den größtmöglichen Profit aus der Immobilie ziehen...
Rendite statt Kunst?
(Xhain-Stachel Nr. 67)
Wieder einmal sind Künstler*innen und Kreative in Kreuzberg akut von Verdrängung bedroht. Diesmal trifft es eine Ateliergemeinschaft in der Glogauer Straße 6. Und dies ist nur eines von mehreren Beispielen in einer Kette von Verdrängung künstlerischer Arbeitsgemeinschaften in unserem Bezirk. Eine Entwicklung, die einige Immobilienbesitzer*innen reicher macht,
Friedrichshain-Kreuzberg und uns alle aber ärmer.
Denn sind es doch gerade jene, die sie mit ihren maßlosen Mieterhöhungen verdrängen, die durch ihre Arbeit und deren Ausstrahlung die Kieze so attraktiv und damit letztlich ihre Immobilien so wertvoll machen. Und so haben zunächst
Canan Bayram und Cansel Kiziltepe(beide Mitglieder des Bundestages), Marianne Burkhardt-Eulitz (Mitglied des Abgeordnetenhauses), Clara Herrmann (Kulturstadträtin
von Friedrichshain-Kreuzberg), Klaus Lederer (Senator für Kultur
und Europa) und ich als Vorsitzender des Ausschusses für Kultur
und Bildung in Friedrichshain- Kreuzberg an die Geschäftsführung
der Kuthe Immobilien-Holding geschrieben, sich dabei für den Verbleib der Ateliergemeinschaft eingesetzt und Gespräche angeboten.
Darüber hinaus haben über 30 Initiativen und Institutionen sich
in einem Kiezbrief an die Eigentümer*innen gewandt und sich für
die Ateliergemeinschaft eingesetzt.
weiterlesen auf der Seite 4 der Ausgabe
Für den Erhalt der Kreuzberger Ateliergemeinschaft in der Glogauer Straße 6
Canan Bayram (Mitglied des Deutschen Bundestags) fordert die Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs-GmbH auf, die Verhandlungen mit der Ateliergemeinschaft wieder aufzunehmen und einen fairen und langfristigen Mietvertrag zu ermöglichen.
Bereits im Februar hat die Politikerin einen Brief an die Eigentümerin des Hauses geschrieben und zu Verhandlungen über das Fortbestehen der Ateliergemeinschaft eingeladen.
Den Vermieter*innen muss klar sein, dass auch sie eine Verantwortung für ihre Mieter*innen haben. Der Erhalt der berühmten Berliner Mischung sollte gerade auch in ihrem Interesse liegen, und zwar auch in Bezug auf die Gewerbehöfe der Innenstadt, in denen unsere Künstler*innen arbeiten. Denn es sind auch diese Künstler*innen und Kreative, die maßgeblich zur Attraktivität unserer Kieze beitragen. Sie müssen vor Verdrängung geschützt werden.
Das Schreiben und weitere Infos dazu gibt es hier.
Tagesspiegel Newsletter vom 23.04.2020
Wir haben heute (20.04.2020) nochmal an Kuthe geschrieben:
Glogauer Straße 6: Mehr als 700 Menschen plädieren für den Erhalt der Ateliergemeinschaft
Sehr geehrter Herr Freymuth,
mehr als 700 Menschen unterstützen inzwischen die Forderung für den Erhalt der Ateliergemeinschaft in der Glogauer Straße 6.
Die Unterzeichnenden eint der Appell an Sie, einen fairen und langfristigen Mietvertrag für die Ateliergemeinschaft vorzulegen. Sie als Gesellschafter der Kuthe GmbH haben eine Verantwortung gegenüber den Menschen und der Stadt, der Sie aktuell allerdings nicht nachkommen.
Darum fordern wir Sie nochmals auf: Sorgen Sie für den aktiven Erhalt der Kunst- und Kulturszene in den Berliner Kiezen und vor allem in Kreuzberg. Ziehen Sie die Kündigung zurück, nehmen Sie die Verhandlungen wieder auf und zeigen Sie der Stadt, dass Ihnen diese Kunst- und Kulturszene nicht egal ist!
Es grüßt sie freundlich
Die GloReiche Nachbarschaft
Für eine soziale Stadt und gegen Verdrängung
Ihr könnt bei Change.org sowie auch im Mini Spar und in der Bäckerei Filou immer noch unterschreiben.
Traditionsunternehmen kündigt Ateliergemeinschaft - weil diese keine siebzigprozentige Mietsteigerung zahlen kann
(Tagesspiegel Newsletter vom 02.04.2020)
Eine Ateliergemeinschaft in Kreuzberg hat eine Mieterhöhung von 70 Prozent erhalten. Das trotz der massiven Steigerungen, die wir hier gewöhnt sind, auch in Berlin ungewöhnlich. Und für die Betroffenen unbezahlbar: Mieterin ist die Ateliergemeinschaft in der Glogauer Straße 6; die Künstler*innen können sich die mehr als 15 Euro pro Quadratmeter schlichtweg nicht leisten. Das teilten sie ihrem Vermieter mit, als er die Erhöhung im Herbst 2019 ankündigte, und sie mit der „im positiven Sinne dynamischen Markentwicklung“ in den letzten Jahren begründete. Daraufhin erhielt die Ateliergemeinschaft die Kündigung ihres Mietvertrags zum 31. Mai diesen Jahres.
Der Vermieter ist übrigens kein*e bekannte*r Immobilienspekulant*in, sondern das Traditionsunternehmen Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs-GmbH. Kaum einen Straßenzug gebe es in Berlin, an dem Kuthe nicht beteiligt war, erzählte Geschäftsführer und Gesellschafter Stefan Freymuth 2013 dem Tagesspiegel.
Nun soll das Künstleratelier also weichen – „damit noch mehr Geld verdient werden kann“, sagt Coni Pfeiffer von der Mieter*innen-initiative „GloReiche Nachbarschaft“. „Die Ateliergemeinschaft ist nicht der erste Verdrängungsfall in der Glogauer Straße 6“, so Pfeiffer.
Alteingesessenes Berliner Unternehmen verdrängt Künstler*innen in Kreuzberg
Zu unserer Pressemitteilung vom 27.03.2020 geht es hier lang.
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Offener Brief
An die
Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs-GmbH
Brunsbüttler Damm 120-130
13581 Berlin
Eigentümerin des Gebäudes Glogauer Straße 6
Sehr geehrter Herr Freymuth, sehr geehrter Herr Bialas, sehr geehrter Herr Curth,
die Ateliergemeinschaft, bestehend aus Clemens von Wedemeyer, Laura Horelli, Joa Herrenknecht, Heba Y. Amin und Raphael Grisey, hat sich an uns als Nachbarschaftsinitiative gewandt, da sie akut von Verdrängung bedroht ist. Erst forderten Sie eine 70%ige Mieterhöhung, um dann nach erfolglosen Verhandlungen die Kündigung zum 31.05.2020 auszusprechen.
Wir stehen in engem Austausch und erleben die Ateliergemeinschaft als Teil einer gewachsenen Kreuzberger und auch Berliner Struktur. Kuthe, als alteingesessenes Berliner Familienunternehmen mit unzähligen Immobilien, hat eine Verantwortung gegenüber den Menschen und der Stadt. Dieser kommen Sie aktuell allerdings leider nicht nach.
Darum fordern wir Sie auf
Gehen Sie mit gutem Beispiel voran, wie es auch schon die Eigentümer des Hauses in der Reichenberger Straße 86 getan haben, und sorgen Sie für den aktiven Erhalt der Kunst- und Kulturstruktur in Berliner Kiezen und vor allem in Kreuzberg.
Die GloReiche Nachbarschaft
Für eine soziale Stadt und gegen Verdrängung
Mitunterzeichner des offenen Briefes an die Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs-GmbH
· ANföR.e.V. (Aktivitäten Netzwerk für den öffentlichen Raum)
· Arsenal - Institut für Film und Videokunst e.V.
· Atelierbüro im Kulturwerk des bbk berlins GmbH
· Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt e. V.
· Bündnis Zwangsräumung verhindern
· Der Sprecher*innenkreis der Koalition der Freien Szene
· Dr. Martin Schwegmann, Atelierbeauftragter für Berlin
· Metrozones - Zentrum für städtische Angelegenheiten
· neue Gesellschaft für bildende Kunst e.V. (nGbK)
· Reichenberger Straße 55 e.V.
· Stadtteilarbeit Reichenberger Kiez
Die Ateliergemeinschaft Glogauer Strasse 6 ist von Verdrängung bedroht!
Wir sind eine Gruppe von Künstlern und Designern, die hauptsächlich mit Film und Video arbeiten. Wir sind seit 2006 in der Atelieretage und haben im Herbst trotz Staffelmiete eine Mieterhöhung um 70% erhalten. Wir haben darauf mit einem Brief reagiert. Danach hatten wir mehrere Treffen mit einem Mitarbeiter der Firma Kuthe. Er versprach uns mehrfach, dass er uns entgegenkommen wurde mit einem neuen Angebot, was er später aber zurücknahm mit der Begründung „keine Sonderbehandlung erteilen zu können“. Im Dezember haben wir eine Kündigung erhalten für den 31.05.2020.
v.l.n.r.: Samuel Richter, Laura Horelli (Hauptmieterin), Raphael Grisey, Clemens von Wedemeyer (Hauptmieter), Heba Amin
Nicht auf dem Foto: Joa Herrenknecht (Hauptmieterin) und Nina Nendza
Artists' Studio Under Threat! Glogauer 6 bleibt!
Jetzt Online-Petition unterschreiben.
Für den Verbleib der Künstler*innen in unserem Kiez.
Ihr könnt auch die ausgelegten Unterschriftenlisten in der Bäckerei Filou, MiniSpar, Five Elephant und Zad Falafel (alle in der Reichenberger Str.) nutzen.
#glo6bleibt #Glogauer6 #Kreuzberg
Künstleretage aus der Glogauer Straße protestiert gegen
Verdrängung (Tagesspiegel Newsletter vom 20.02.2020)
Zu Anfang Mai wurde der Ateliergemeinschaft aus der Glogauer Straße 6 von der Arnold Kuthe Immobilienverwaltungs- GmbH gekündigt. Die fünf Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Design und Film arbeiten zusammen auf einer etwa 220 Quadratmeter großen Etage des Gewerbehofes. Die Kuthe-Gruppe besitzt unter anderem mehrere Gewerbehäuser in der Glogauer Straße und am Landwehrkanal.
Mieterhöhung um 80 Prozent. Zwar hätten die fünf Künstlerinnen und Künstler die Option, den Vertrag zu verlängern – allerdings nur zu geänderten Konditionen: „Die Miete wurde um 80 Prozent erhöht“, sagt Designerin Joa Herrenknecht. Im Vorhinein hatten sie lange versucht, mit Kuthe zu verhandeln. Erst wurde kommuniziert, ein Treffen sei möglich – doch dann lag die Kündigung im Briefkasten. Gerade bezahle die Künstleretage neun Euro pro Quadratmeter, aber „die Start-ups, die hier einziehen zahlen 22 Euro für eine unsanierte Etage. Da kann der normale Kreative kann nicht mitziehen“.
Entwicklung der Kaltmiete
2006: 3,40 €/qm (Staffelmietvertrag)
2013: 5,50 €/qm (Staffelmietvertrag)
2017: 8,50 €/qm (Staffelmietvertrag)
2020: 9,20 €/qm bis Mai 2020 (Staffelmietvertrag)
ab Juni 2020: 15,50 €/qm
Ab Juni 2020 stellte sich der Eigentümer für die unsanierte Fabriketage eine Miete in Höhe von 15,50 €/qm vor. Dazu kämen dann noch die Betriebskosten.